EuRuKo 2024
EuRuKo – das steht für Europäische Ruby Konferenz und ist der Name des größten europäischen Ruby-Events seiner Art. Jedes Jahr treffen sich mehrere Hundert Mitglieder der Ruby-Community um sich interessante Vorträge anzuhören, zu netzwerken und mit Menschen aus ganz Europa über ihre Lieblingsprogrammiersprache zu fachsimpeln. Dieses Jahr versammelten sich rund 700 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der bosnischen Hauptstadt Sarajevo, um genau das über mehrere Tage zu tun – darunter auch unsere webits Johannes, Leon, Maik, Paul, Richard und Sarah. In unserem Recap der EuRuKo lesen Sie, was es von den spannenden Vorträgen und vom Austausch mit der Community zu berichten gibt.
Der Mittwoch: ein Rückblick auf Zeitwerk, ein Ausblick auf Open Source
Die Opening Keynote wurde gehalten von Xavier Noria, Mitglied des Core Teams beim Webframework Ruby on Rails und einer echten Größe im Ruby-Universum. Sein Vortrag war eine Retrospektive auf Zeitwerk, die von ihm entwickelte Bibliothek zum Laden von Ruby-Code. Er sprach dabei über seine Motivation, die Kernfeatures und Meilensteine sowie das API-Design. Zeitwerk hilft dabei, Code zu organisieren, zu strukturieren und automatisch zu laden und spart damit eine Menge Arbeit. Die Bibliothek ist zudem konsistenter und deckt mehr Fälle ab als der ursprüngliche Rails Loader und macht insgesamt die Arbeit unseres Ruby-Teams ein gutes Stück effizienter.
Ivan Nemytchenko setzte sich nach der Keynote kritisch mit der Art und Weise auseinander, wie Entwicklerinnen und Entwickler komplexen Code in sogenannte Service-Objekte auslagern. Dieses Vorgehen ist seiner Meinung nach problematisch und eher hinderlich als hilfreich. Ivan zeigte mögliche Probleme auf, die in komplexen Code-Strukturen auftreten können und stellte seinen Ansatz vor, diesen zu begegnen, ohne dabei auf Scheinlösungen zu setzen.
Nach der Lunch Break ging es weiter mit Dmitry Pogrebnoys Talk mit dem Titel „Demystifying Debugger“. Unter dem Motto „Know the tool you are using“ erklärte er, wie bestimmte Debugger genau funktionieren und wie man sie einsetzt, um Fehler im Code zu finden und zu beheben. Sein Ansatz war, dem Publikum zu helfen, aus der Routineaufgabe des Debuggings eine Expertenfähigkeit zu machen.
Im Anschluss haben sich unsere webits den Vortrag von Tim Kächele darüber angehört, wie man weniger CPU-lastige Ruby-Programme schreiben kann. Tim wies darauf hin, dass Entwicklerinnen und Entwickler nicht nur auf eine gute Codestruktur, sondern auch auf Performance hin optimieren sollten. Denn beim Schreiben kann man leicht mal vergessen, dass es am Ende des Tages nicht der Code, sondern die CPU ist, welche die ganze Last trägt.
Letzter Programmpunkt vor dem Abendausklang war die mit „Fireside Talk“ gemütlich betitelte Podiumsdiskussion zum Thema Teilhabe von Unternehmen an Open Source Projekten. Zur Diskussion stand zum einen die Frage, ob Unternehmen ihren Entwicklerinnen und Entwicklern einen Zeitslot einräumen sollten, in welchem sie Arbeit zu Open Source Technologien besteuern. Zum anderen wurde darüber gesprochen, ob Agenturen ihren Entwicklungsteams ein Budget zur Verfügung stellen sollten, um dieses an Open Source Projekte weiterzugeben, in der Sache ähnlich einem Reisebudget. Der Austausch von Ideen während des Fireside Talks war offen, ohne Tendenzen in eine Pro- oder Contra-Richtung.
Der Donnerstag: Blicke über Schultern und den Tellerrand
Tag Zwei der EuRuKo begann mit einer Showcase verschiedener Frontend-Technologien, welche die Arbeit mit topaktuellen Techniken in der Welt von Ruby on Rails bereichern können. Marco Roth stellte hier eine Reihe fortgeschrittener Tools vor, mit denen sich die Developer Experience beim Entwickeln verbessern lässt. Beispielsweise kann ein Language Server Protocol (LSP) – als Schnittstelle zwischen einem Code-Editor und einem Programmiersprachen-Server – dazu genutzt werden, bessere Vorschläge der Entwicklungsumgebung für JavaScript zu erhalten, was die Arbeit mit Bibliotheken wie etwa Stimulus erleichtern kann. Eine effiziente Arbeitsumgebung beim Entwickeln erhöht nicht nur die Produktivität, sondern auch die Qualität des Codes und macht es möglich, sich auf kreative Lösungen, statt auf technische Hürden zu konzentrieren.
Danach folgten für unsere webits die Lightning Talks, in welchen Themen in rascher Abfolge besprochen und Lösungsimpulse gegeben werden. Zu unseren Favoriten gehörte ein Blitzvortrag über eine einprägsame Visualisierung bei Codestrukturen, die zu viele Aufgaben erfüllen oder über die Zeit zu groß geworden sind. Danach ein Vortrag über den Vergleich von Microservice- und monolithischer Architektur. Dabei sei keine der beiden objektiv besser, denn den Unterschied mache letztlich eine gute Codestruktur, weshalb auch mehr und mehr Unternehmen zum Monolithen zurückkehren würden. Den Abschluss der Lightning Talks bildete eine Kurzvorstellung von Ruby Europe, einer sehr interessanten Initiative zur Vernetzung der Ruby-Community in ganz Europa.
Nach einem stärkenden Lunch ging es zu Maple Ongs Vortrag über Rails-Infrastruktur bei wachsenden Anwendungen. Maple ist Product Infrastructure Engineer bei Gusto, welches eine der größten Ruby-Anwendungen der Welt verwendet und gab viele Insights zum Umgang mit einem derart umfangreichen System.
Joel Drappers Talk drehte sich ganz um die Erstellung schneller, wartungsfreundlicher UI-Elemente. Hierfür empfahl er Phlex, eine Bibliothek, die es erlaubt, HTML-Komponenten direkt in Ruby zu schreiben, ähnlich wie bei anderen komponentenbasierten Systemen wie React oder Vue. Obwohl die Bibliothek noch recht jung ist, haben wir bereits Erfahrungen mit dem von Joel beschriebenen Verfahren gesammelt und konnten unser Wissen hier noch vertiefen.
Zum Abschluss des EuRuKo-Donnerstags gab es noch einen Blick über den Tellerrand, denn es ging ausnahmsweise mal nur peripher um Ruby. José Valim, der Erfinder der von Ruby inspirierten Programmiersprache Elixir stellte seine neues Projekt Livebook vor. Mit diesem Tool lässt sich Elixir-Code einfach visualisiert prototypen. Außerdem verwendet es einfache KI-Modelle, mit denen man zum Beispiel direkt im Tool einen Chatbot erstellen kann. Es war interessant zu sehen, wie sich Technologien im Austausch gegenseitig bereichern und Innovationen hervorbringen können.
Unsere EuRuKo 2024
Beim Blick auf die Entwicklungen und Trends, welche die Ruby Community im Moment beschäftigen, lässt sich eine Renaissance des Webframeworks Ruby on Rails sowie eine Rückkehr zur monolithischen Architektur feststellen, das Ganze unter dem Vorzeichen, dass einfache und effiziente vor überkomplexen Lösungen stehen. Außerdem war es interessant zu sehen, wie sich durch immer mehr Tools eine Hinwendung zu einer positiven Developer Experience und der daraus resultierenden Produktivität abzeichnet.
Unsere webits konnten leider nicht die vollen drei Tage bleiben, dafür aber trotzdem viele Eindrücke und Impulse von einer spannenden EuRuKo 2024 mitnehmen. Sie haben Kontakte geknüpft, den Ruby-Erfinder Matz persönlich getroffen und gesehen, dass viele junge Menschen die Konferenz besuchen und das Ruby-Universum weiter lebendig halten. Das sind auf jeden Fall sehr gute Gründe, sich schon auf die EuRuKo 2025 zu freuen!